Verena Märker
Nach meinem Abitur zog es mich zunächst als Au-Pair nach Frankreich und im Rahmen meines Freiwilligendienstes nach Lateinamerika. Schnell wurde mir klar: International sollte es auch weitergehen. Daher studierte ich zunächst im Rahmen eines deutsch-französischen Doppelbachelorstudiengangs Politikwissenschaften in Nancy und Berlin. Im Masterstudium habe ich dann meine langjährige Leidenschaft für internationale Themen und Menschenrechte – ob als Aktivistin bei Amnesty International, bei Simulationen der Vereinten Nationen (MUN) oder bei der Organisation internationaler Konferenzen – zu meinem Studienfokus gemacht. Im Rahmen meines Studiums der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts an der Sciences Po Paris hatte ich dann die Möglichkeit ganz konkret zur DR Kongo zu arbeiten. Dies freute mich insbesondere vor dem Hintergrund, dass für mich der Deutsch-Kongolesische Austausch die erste prägende, interkulturelle Erfahrung war. Denn meine Großeltern haben vor einigen Jahrzehnten mit der Gemeinde Sankt Adelheid in Pützchen den sogenannten Kongo Förderverein gegründet. Als junges Mädchen verteilte ich Flyer zu den Bauprojekten, u.a. einer Ausbildungsstätte für Krankenschwestern, kam ins Gespräch mit Kongoles*innen und war begeistert von dem Gospelchor, der den Gottesdienst für mich viel lebendiger erscheinen ließ.
Nun, viele Jahre – um nicht zu sagen knapp zwei Jahrzehnte – später, war der Anlass, sich mit der DR Kongo zu befassen jedoch sehr viel ernster. Im Rahmen einer Law Clinic unterstützte ich Wissenschaftlerinnen des Centre National de la Recherche Scientifique und des Centre de Théorie et d’Analyse de Droit (CNRS/CTAD) sowie des African Futures Labs bei der Recherchearbeit zum laufenden Gerichtsverfahren von fünf Klägerinnen gegen den belgischen Staat aufgrund von Kolonialverbrechen. Während ihre Klage im ersten Verfahren aufgrund von fadenscheinigen Gründen – und mutmaßlich aus Angst vor einem Präzedenzfall – abgelehnt wurde, war das Berufungsverfahren Ende letzten Jahres schließlich erfolgreich. Belgien wurde aufgrund von Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Das Gerichtsverfahren hat mir noch einmal drastisch vor Augen geführt, wie historische Ungerechtigkeiten bis heute Einfluss nehmen können, aber auch, dass Veränderung möglich ist. Für diesen positiven Wandel möchte ich eintreten. Dafür braucht es gegenseitige Verständigung, Austausch und eine Bereitschaft, sich auch mit schmerzhaften Teilen der Geschichte und Politik auseinanderzusetzen. Ich bin sehr dankbar, dass ich im Rahmen meines Stipendiums die Möglichkeit hatte, mit Simon Mputu und anderen engagierten Stipendiat*innen ein binationales Seminar in der DR Kongo zu organisieren. Denn dort, wo sich Menschen kennenlernen, werden Vorurteile ab- und Brücken gebaut. Ich freue mich darauf, im Rahmen der Deutsch-Kongolesischen Gesellschaft an weiteren solcher Momente teilhaben und mitwirken zu können.


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